Mariam Irene Tazi-Preve: Das Versagen der Kleinfamilie. Kapitalismus, Liebe und der Staat
225 Seiten, kartoniert, 2. durchgesehene Auflage 2018, Verlag Barbara Budrich, ISBN 9783847421962
Die Autorin geht vom Leiden an den kleinfamilialen Verhältnissen aus und fragt: Kann das Liebespaar wirklich die Basis einer ganzen Gesellschaftsordnung sein? Sie legt die historischen und ideologischen Ursachen des Dilemmas der Kleinfamilie dar, statt einem „individuellen Verschulden“ nachzugehen. Dabei greift sie alle relevanten Themen pointiert und fachkundig auf: das Drama der Mutterschaft, die neue Vaterschaftsdebatte und die Vereinbarkeitsfrage. Sie analysiert die Politik und deren Interesse an der „kleinsten Zelle des Staates“ und zeigt auf, wie das Wirtschaftssystem die Kleinfamilie für sich nutzt und sie an die Grenzen der Belastbarkeit bringt. Als Schlussfolgerung aus den (Miss-)Verhältnissen des herrschenden Familienideals zeigt die Autorin Alternativen auf, die andere Gesellschaften uns bereits vorleben.
Mutter, Mütterlichkeit, mütterliches Tun im Mittelpunkt gesellschaftlicher Überlegungen und Wertesetzungen! Genau das, was überall ausgeblendet und abgewertet wird - in letzter Konsequenz sogar ausgelöscht und als etwas Künstlich-Synthetisches angestrebt. Eine lang andauernde Gehirnwäsche und Angstmacherei hat funktioniert; denn kaum einer - und leider auch kaum eine - traut sich an diese Thematik wirklich heran, weder in alltäglichen noch in politischen Zusammenhängen und erst recht nicht in philosophisch-soziologisch geistiger Durchdringung! - Christa Mulack schon! Sie tut es klug, mutig, zukunftsweisend. Mit der gezielt eingesetzten, hinterhältigen Glorifizierung von Mutter und Mutterschaft in patriarchalen Welten, insbesondere in der Nationalsozialistischen Zeit, hält sich die Autorin nicht lange auf. Sie erklärt kurz und einleuchtend, dass der sogenannte Mutterkult, der damals betrieben wurde, nichts mit einem echten Kult gemein hat. Ein richtig verstandener und in das soziale Leben integrierter Kult hat etwas mit Spiritualität, Respekt und Achtung vor dem mütterlichen Prinzip zu tun. Ein solcher Kult würde eine eindeutige Wertesetzung für die Allgemeinheit bedeuten und eine öffentliche Wertschätzung mütterlichen Tuns. Dies würde sich dann auch in mütterfreundlichen Sozialstrukturen niederschlagen.
Christa Mulack: Maria - die geheime Göttin im Christentum
209 Seiten, viele teils farbige Abbildungen, Verlag Pomaska-Brand, broschiert, ISBN 978-3935937467
Dr. Christa Mulack ist Theologin, Autorin und Pädagogin und beschäftigt sich in zahlreichen Veröffentlichungen mit dem christlichen Glauben aus weiblicher Sicht. In diesem Buch widmet sie sich der Gestalt der Maria. Kritisch hinterfragt die Autorin die von der Kirche gemachten Aussagen über Maria. Kritisch bedeutet hier für sie, dass sie als Frau anders mit den biblischen Texten umgeht, als es männliche Theologen gemeinhin tun. Ihr Anliegen ist dabei, das christliche Glaubensverständnis zu erweitern und ihren LeserInnen ein anderes weibliches Selbstverständnis innerhalb der christlichen Religion zu ermöglichen. Und dabei gibt es tatsächlich einiges zu entdecken. Entlang der sogenannten Mariendogmen (Jungfräulichen Geburt, Gottesmutterschaft, unbefleckte Empfängnis, Aufnahme Marias in den Himmel) betrachtet Mulack die Gestalt der Maria aus jeweils unterschiedlichen Blickwinkeln. Ausgehend von der kritischen Auseinandersetzung mit den Aussagen der Bibel beleuchtet sie für jedes Dogma dessen geschichtlichen Werdegang. Daran schließt sich jeweils eine religionsgeschichtliche Betrachtung an. Hierbei zeigt Mulack, dass die Marienverehrung ihren Ursprung eigentlich bei den sogenannten „heidnischen“ Mutterreligionen hat. Im anschließenden Abschnitt veranschaulicht die Autorin die Rolle der Dogmen im Volksglauben. Es folgt eine kurze Beleuchtung der psychologischen Hintergründe der Dogmen. Im letzten Schritt schließlich geht Mulack darauf ein, welche Bedeutung die vielen Aspekte der Maria für Frauen konkret haben und haben können. KS
Fotos: mit freundlicher Genehmigung von Verlag Barbara Budrich GmbH; Christa Mulack; Verlag Pomaska-Brand