Stressbewältigung in Gerichtsverfahren

„Kaum jemand kann sich vorstellen, wie viel unnötigen, jahrelangen Stress ein Familienrechtsverfahren Müttern und ihren Kinder auflädt“, sagt Cosima (40), Mutter von drei Kindern. Sybille (39), zweifache Mutter, bestätigt dies aus ihrer Erfahrung: „Schlaflose Nächte vor jeder Gerichtsverhandlung waren noch das kleinere Übel.“

 

Nach den für viele Mütter bedrohlichen und herabwürdigenden Terminen, bei denen sie jedes Mal von ihrer belastenden Vergangenheit eingeholt wurden, ging es ihnen noch viel schlechter. Am schlimmsten empfand es Cosima und Sybille, dass sie dort jedes Mal einem Mann wieder begegnen mussten, der ihnen psychische und körperliche Gewalt angetan hatte. Fachleute, die Mütter in diesen schwierigen Situationen unterstützen, kennen die psychosomatischen Folgen, die dieser Stress hat. Cosima erzählt, dass sie in den ersten Jahren, die das Verfahren dauerte, nach jeder Verhandlung sofort mit einer schweren Migräneattacke und heftigem Erbrechen reagierte.

 

Auch Sybille berichtet: „Die Gefahren für die Kinder und die ständigen Drohungen der Gegenanwältin und des Gerichtes stellten eine enorme psychische Belastung dar. Als direkte psychosomatische Reaktion entwickelte sich kurz nach erstem Gerichtstermin ein akuter eitriger Abszess. Ich musste in Vollnarkose operiert werden und eine Woche im Krankenhaus bleiben. Kurz nach dem zweiten Gerichtstermin bekam ich wieder einen eitrigen Abszess. In der ganzen Zeit litt ich permanent unter Einschlaf- und Durchschlaf-Störungen.“

Mütter brauchen Unterstützung, um diesen Stress aushalten und bewältigen zu können. Ein wichtiger Teil dabei ist, die Angst unter Kontrolle zu bekommen. Die Angst bewirkt, dass die Frauen den „festen Stand“ und ihre Klarheit verlieren. Daher ist es hilfreich, sich auf die Erde, die Füße und den festen Stand zu konzentrieren. Die Erde hat unmittelbar mit Sicherheit zu tun. Auf hochhakigen Schuhen stöckeln Frauen unsicher dahin. Barfuss oder in bequemen Schuhen laufen sie sicher und mit festen Schritten. Der feste Stand bewirkt zum einen, dass sie nicht so leicht umgeworfen werden zu können, zum anderen eine „feste Haltung“ (im Gegensatz zur geduckten „Opferhaltung“). „Ich habe mich während der Verhandlung immer wieder kurz auf meine Füße konzentriert und versucht, meine feste Verbindung zur Erde zur spüren. Vor der Verhandlung bin ich vor dem Gebäude ruhig und mit festen Schritten auf und ab gelaufen. Dabei habe ich in der frischen Luft tief geatmet. Dadurch bekam ich einen klaren Kopf“, erinnert sich Cosima. 

 

Die Erde liefert uns auch natürliche und unschädliche Mittel gegen die Angst, wie zum Beispiel die „Bachblüten“. Cosima erzählt, dass sie vor den beängstigenden Situationen die „Notfalltropfen“ von Dr. Bach eingenommen hat. Sibylle hat für sich und ihre Kinder die „Schüssler Salze“ entdeckt: „Besonders Magnesium phosphoricum gegen Stress. Auch Kalium phosphoricum  half mir gegen Angst, Angespanntheit und das beklemmende Gefühl, unter Druck gesetzt zu werden.“ 

 

Eine sehr schöne positive Imagination fand Cosima – ihren „Königinnenmantel“. „Wenn mich jemand verunsichern wollte, stellte ich mir vor, dass ich mir meinen Königinnenmantel umhänge. Als ich die Übung für mich entdeckte, stellte ich mir vor, aus welchem Stoff mein Mantel gemacht ist und welche Farben und Muster er hat. Wie sehen seine Oberseite und sein Innenfutter aus? Wie lang ist seine Schleppe? Vorne vor meiner Brust schließt der Mantel mit einer goldenen Brosche oder Spange. Wie sieht sie aus? Unter meinem Königinnenmantel befindet sich alles, was ich heute und in meinem bisherigen Leben als Mutter geschafft und mir an Fähigkeiten angeeignet habe. Ich zählte auf, was ich an einem normalen Tag geleistet habe. Zum Beispiel: Ich bin pünktlich um halb sieben Uhr aufgestanden. Ich habe das Frühstück gemacht. Ich habe meine Kinder geweckt. Ich habe sie für die Schule fertig gemacht. Ich habe ihre Kleidung und ihre Schulbrotzeit hergerichtet. Ich habe ihnen während der ganzen Zeit zugehört. Ich habe dafür gesorgt, dass sie alles für die Schule haben. Ich habe darauf geachtet, dass sie noch zur Toilette gehen. Ich habe sie rechtzeitig zur Schule gebracht. Ich habe mich liebevoll von ihnen verabschiedet. Ich habe den Haushalt gemacht - das Geschirr, die Wäsche, den Einkauf, das Bügeln, das Putzen. Dann habe ich mich ums Geldverdienen und andere Aufgaben gekümmert. Ich habe das Mittagessen gekocht. Ich habe meine Kinder von der Schule geholt. Ich habe ihnen zugehört, ihre Fragen beantwortet und ihre Erfahrungen mit ihnen besprochen. Ich habe mich um ihre Hausaufgaben gekümmert und mit ihnen den Schulranzen für den nächsten Tag gepackt. Ich habe mit ihnen Nachmittagspläne für die Freizeit gemacht. Ich habe sie abends gebadet, ihre Haare gekämmt und gefönt, das Abendessen gemacht, vorgelesen, mit ihnen gebetet und sie mit einem Gute-Nacht-Kuss ins Bett gebracht. Ich habe aufgeräumt, die Kleidung in die Wäsche getan und die Schuhe geputzt… Ich habe mir bewusst gemacht, wie gut meine Kinder dank meiner mütterlichen Kompetenz so viele Jahre gediehen sind und sich unter meiner Anleitung so gut entwickelt haben, dass sie zu so tollen Kindern werden konnten. Ich sah mich mit diesen Fähigkeiten unter meinem Königinnenmantel. Dadurch wurde ich souveräner und konnte mich der Situation gelassen stellen.“

 

„Meine Hausärztin erklärte mir, dass sich der Adrenalinspiegel durch diesen Stress extrem erhöht. Es dauert ein paar Tage, bis er wieder normal wird“, erinnert sich Sibylle. „Es half mir, wenn ich spazieren ging, Rad fuhr oder leichten Sport trieb, damit das Adrenalin abgebaut wurde.“ Cosima nickt: „Mir wurde wegen der Gefahr der Übersäuerung, die bei Migräne eine große Rolle spielt, geraten, immer viel Wasser zu trinken, besonders auch vor und nach den Gerichtsverhandlungen. Oft vergisst man diese elementaren Bedürfnisse vor lauter Sorgen.“ 

Cosima und Sibylle haben den Stress inzwischen hinter sich. Doch die Scheidungsindustrie bringt Familien nach wie vor in die Not, die beide Mütter jahrelang erleiden mussten. „Vielleicht können andere Mütter mit ihren Kindern von den Hilfsmitteln profitieren, die wir in dieser schlimmen Zeit für uns gefunden haben.“  

 

Die Namen wurden von der Redaktion geändert. UF/Foto: CF