Ischia – Wo die Nymphen baden

Ischia ist eine zauberhafte Mittelmeerinsel mit einer kraftvollen Aura. Hier wirken viele Naturkräfte zusammen – das Vulkanfeuer mit dem heilsamen Wasser unzähliger Quellen, dazu ein Bilderbuch-Panorama über dem azurblauen Meer. Zwei Mütter, denen sich insgesamt vier Töchter anschlossen, sammelten ihre Eindrücke. Ob mit 18, 28 oder 50+, alle sechs hatten gleich viel Spaß.

Wenn die gemütliche Autofähre den Hafen von Neapel verlässt, taucht er nach ein paar Minuten zur Linken auf – der berühmte „Vesuv“. Seine beiden Kegel sind so rund geformt, dass sicher die Göttin „Vesuvia“ in ihm schlummert. Der Berg sieht ruhig und friedlich aus, doch wir spüren seine enorme Energie. Also tun wir gut daran, uns mit Vesuvia gut zu stellen und sie um eine harmonische Woche auf ihrer Vulkaninsel zu bitten.

Diese Perle im Golf von Neapel kommt nach ungefähr eineinhalb Stunden in Sicht. Schon beim ersten Anblick erfüllt sie unsere Inselträume. Dann legt unser Traghetto in Porto an. Der malerische Ort bietet sich sowohl für Besichtigungen als auch für entspanntes Shoppen in einer top ausgestatteten Fußgängerzone an. Wir entdecken sofort die gerade angesagten High-Waist-Jeans und eine reiche Auswahl der neusten italienischen Mode-Trends. Über eine lange Steinbrücke ist die wuchtige Burg auf einem hohen Felsen vor Porto erreichbar.

Das Castello Aragonese stammt aus dem Jahr 474 v. Chr. und wurde von Griechen aus Syrakus erbaut. In den darauf folgenden Jahrhunderten hatte die gewaltige Anlage mit Kirchen, Klöstern, Gefängnis und Schutzräumen eine bewegte Geschichte. Unsere jungen Damen sind auch bei südlicher Hitze fit und laufen den steilen Weg zur Festung in etwa 100 Meter Höhe hinauf. Zum Glück gibt es in der Burg aber auch einen Lift zur Aussichtsterrasse. Egal, wie Sie hinauf gelangen, der Blick von oben und ein Rundgang lohnen sich auf jeden Fall.

In Porto nehmen wir den öffentlichen Bus, der sich in einer knappen halben Stunde auf die andere Inselseite nach Maronti hinunter schlängelt. Maronti gilt als der schönste Strand von Ischia und das ist er auch. Im Sommer kommen an den Sonntagen Hunderte von Yachten aus Neapel und legen in der Bucht an. Die Besitzer lassen sich vom Wassertaxi abholen und an Land bringen. Die Restaurants und Cafés sind um die Mittagszeit von Italienern belegt. Gut, wer eine Liege am Hotel eigenen Strand hat und von dort aus die „Miami Vice“-Kulisse betrachten kann. In der übrigen Zeit ist Maronti jedoch überschaubar und bietet ein wunderbares Badevergnügen.

Wenn Sie den Strand nach Westen rechts entlang zur beeindruckenden Felshalbinsel Sant‘ Angelo laufen, kommen Sie an einer abgesperrten Stelle im Meer vorbei. Dort wird das Wasser von Fumarolen so erhitzt, dass sich Badende verbrühen würden. Gleich in der Nähe gelangen Sie zur Cava Scura, einer heißen Thermalquelle mit Felsbadewannen, in denen sich schon die Römerinnen aalten. Sie liegt in einer Schlucht, die unmittelbar vom Strand ins Inselinnere führt. An den glatten Felswänden, die sich mit Vulkankraft einst aus dem Meer erhoben, können Sie versteinerte Muscheln entdecken. Der malerische Ort Sant‘ Angelo ist nur zu Fuß über viele Treppen zu erreichen und daher eine autofreie Zone. Hier soll sogar unsere derzeitige Kanzlerin einen Urlaub verbracht haben, erzählt uns Giovanna, die hier geboren ist. Wir genießen die Idylle mit dem 104 Meter hohen, aus dem Meer aufragenden Felskegel und entspannen uns in einer landestypischen Eisdiele mit phantasievollen Köstlichkeiten.

Auch den Epomeo, mit 789 Meter der höchste Berg Ischias, wollen wir uns nicht entgehen lassen. Von Fontana aus ist er in ungefähr einer Stunde zu erklimmen. Vom Gipfel bietet sich ein toller Ausblick über die Insel und das Meer. Der Ausflug ist bei bewölktem Himmel anzuraten, denn der steile Eselspfad wird im oberen Teil ziemlich beschwerlich.

Die Fonte delle ninfe Nitrodi, ein schön angelegter Thermalgarten mitten in der Natur, liegt auf dem Weg von Barano nach Fontana. Hier baden die heilkundigen Nymphen, die Nitrodes, denen diese Quelle schon seit alten Zeiten geweiht ist. Ihr Wasser soll ein besonderes Schönheitselixir sein und Hautkrankheiten lindern. Wir beobachten die Italienerinnen bei ihren Ritualen und tun es ihnen gleich. Unter den Naturduschen, die aus den Felsen sprudeln, sollten Sie jeweils zehn Minuten lang stehen und das lauwarme Wasser über den Kopf und den Körper fließen lassen. Danach betten Sie sich auf eine Liege in einer mit duftenden Kräutern bepflanzten Nische und lassen Ihren Blick ins Tal und über das Meer schweifen. Das Heilwasser wird zusätzlich auch getrunken. Wir können bestätigen, dass wir alle nach dem Besuch dieses Jungbrunnens samtweiche Pfirsichhaut hatten.

Die Überfahrt von Neapel dauert mit dem Schnellboot 40 Minuten, mit der Autofähre (traghetto) rund 90 Minuten. Ischia bietet romantische, von italienischen Familien geführte Hotels in direkter Strandlage, aber auch Ferienwohnungen aller Art. Unser Hotel hat eine eigene Thermalquelle. Auch vegetarisches Essen wird angeboten. In Maronti endet die Straße am Strand. Zu manchen Hotels gelangen Sie über Holzstege. Diese „Autofreiheit“ beschert ein Plus an Erholung – sowohl unter dem Sternenhimmel am Strand als auch beim Schlafen. 

Mit den öffentlichen Bussen kommen Sie günstig überall hin. Sie sollten jedoch in Urlaubslaune sein und Geduld mitbringen, da Abweichungen vom Fahrplan normal sind. Wenn wir fragten, wann der nächste Bus kommt, hieß es immer: „In zwanzig Minuten.“ Meist kam er früher. Verlassen Sie sich also nicht darauf. Bustickets gibt es in den Café-Bars oder, wenn sie dort gerade nicht vorrätig sind, beim freundlichen Fahrer, der Sie Ihnen aber erst dann verkauft, wenn er Zeit dafür hat. Mitfahren dürfen Sie trotzdem.

Wartezeit-Tipp
Genießen Sie ein paar frische Feigen, die in Ischia im August und September geerntet werden. Ihre grüne Schale ist so weich, dass Sie sie mit verspeisen können. So lecker schmecken diese gesunden Früchte nur, wenn sie reif sind und frisch gepflückt verzehrt werden.

 

UF/Fotos: CF

Einstimmiges Resumée 
In Ischia fanden wir wohlige Entspannung, reinigendes Krafttanken, Gelöstheit und den beliebten italienischen Lebensstil. Simon (35) aus München, den wir in unserem Hotel kennen lernten, verlängerte seinen Aufenthalt ganze drei Mal hintereinander, so gut konnte er dort „abschalten“, ohne sich zu langweilen. Gut, dass die Saison auf Ischia wegen des warmen Klimas einen Monat länger dauert. Vielleicht ist er immer noch dort? Wir könnten es verstehen.