Wie wir über den Weg des Yoga lernen, auch im schnelllebigen Alltag Inseln der Ruhe zu finden, bei uns zu sein, erfüllt und zufrieden zu arbeiten, unserer Berufung zu folgen und zu spüren, welche Gedanken und Ängste uns in Stress bringen und wie wir das verändern können, schildert die erfahrene Yoga-Lehrerin und Physiotherapeutin Renate Gezzele.
Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, unter welchem Leistungsdruck sie stehen. Das Streben nach Erfolg und der Wunsch nach Perfektion erzeugt in vielen Menschen ein Gefühl der Angst und Unruhe. Dies kann sich später zum Beispiel in einem Burn-out-Syndrom niederschlagen. Yoga hilft, den Menschen körperlich, geistig und seelisch gesund zu erhalten oder ihn zu heilen. Durch regelmäßiges Üben stärkt es die Muskulatur und den Kreislauf, hält beweglich, löst Verspannungen und hilft beim Ausscheiden von Schadstoffen. Yoga verbessert die Konzentration, Stressresistenz, Intuition und die Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Die Folge: Gesundheit, Glück, Liebe und Harmonie ziehen in dein Leben ein.
Was ist eigentlich Yoga? Yoga ist ein Sanskritwort und heißt „verbinden“ oder auch „vereinen“. Bei archäologischen Ausgrabungen hat man Abdrucke von Yogaübungen, den sogenannten "Asanas", gefunden, die ungefähr 4000 Jahre alt sind. In Südasien wird Yoga bereits seit Jahrtausenden als wirksame Ergänzung zur ayurvedischen Medizin und Heilkunst anerkannt. Ayurveda und Yoga erforschen beide das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele aus der Perspektive des Bewahrens der Gesundheit und der Behandlung von Krankheiten. Neben den Körperübungen, der richtigen Atmung, der Entspannung, gehört auch die richtige Ernährung sowie positives Denken und Meditation zu einem ganzheitlichen Yogaweg.
Heute findet Yoga auch in der westlichen Welt immer mehr Anhänger. Es gibt die verschiedensten Yoga-Richtungen und unzählige Bücher darüber. Um sich in dieser Vielfalt zurechtzufinden, könnte man vereinfachend sagen: Unter Yoga versteht man eine Reihe von praktischen Systemen, die den Menschen befähigen, strahlende Gesundheit, Ausgeglichenheit, die eigene Mitte, die Seele, die Ganzheit, Gott, oder wie immer man es nennen will, zu erreichen.
Wie wirkt Hatha Yoga?
In Europa praktizieren wir meist das traditionelle Hatha Yoga (Asanas) zusammen mit Pranayama (Atmung). Es ist dazu gedacht, Kundalini anzuregen. Kundalini schlummert in jedem Menschen als eine
heilige Kraft, welche, wenn erweckt, als Hitze und/oder als Licht durch die Wirbelsäule emporsteigt und dann tiefe Bewußtseinserfahrungen bewirkt. Hatha Yoga hilft vor allem, das Rückgrat zu
dehnen. Wenn man sein Rückgrat geschmeidig erhalten kann, verzögert dies den Alterungsprozess. Die Stellungen (Asanas) üben auch Druck auf die Akupunktur-Punkte sowie auf die inneren Organe
unseres Körpers aus, um diese gesund und bei Funktion zu erhalten.
Die Atmung spielt in der Asana-Praxis eine sehr große Rolle. Wir gehen davon aus, dass sich unser Körper wie ein Gefäß mit vielen Dingen füllen kann. Beginnen wir mit einer Yogastunde, bringen wir häufig einiges an körperlichem und geistigem Ballast mit. Solange ein Gefäß voll ist, kann es nicht mit neuen, wertvollen Substanzen gefüllt werden. Im Yoga nutzen wir die Ausatmung, um zunächst unser Gefäß zu leeren. Die Einatmung füllt uns dann wieder mit neuen Qualitäten wie Energie und Kraft.
Meine Yogastunden orientieren sich an Ashtanga Yoga, einem indischen Hatha Yoga-System. Bei dieser Methode des Yoga üben wir, in festgelegten Serien von Asanas den Atem zu synchronisieren. Obwohl dies auf einen Beobachter sehr körperbetont wirken mag, stehen im Zentrum von Ashtanga Yoga weniger die Asanas als der Gebrauch der Muskelverschlüsse (Bandhas), die Atmung (Pranayama) und die Fokussierung des Blicks (Drishti). Das wichtigste Element der Ersten Serie ist Roga Chikitsa, was übersetzt „Krankheitsbehandlung“ heißt. Wie in der Homöopathie können in der Anfangszeit körperliche Symptome auftauchen, an denen jemand leidet oder vor längerer Zeit gelitten hat. Diese verschwinden mit weiterer Yoga-Praxis wieder.
Hatha Yoga ist keine Männerdomäne
Gerade Ashtanga und „Power-Yoga“ werden wegen der körperlich fordernden Stile manchmal auch als „männlich“
bezeichnet. Aber gerade im Westen ist Yoga heute auch ein weiblicher Weg. Das Weibliche sucht im Yoga nicht nach Disziplin und Askese, sondern vielmehr nach einem Weg der Entspannung, Liebe
zu sich selbst und Verwurzelung im eigenen Sein. Dazu eignen sich Haltungen wie Vorbeugen, Hüftöffner und sanfte Twists besonders gut. Es geht vor allem um Loslassen und Hingabe, gegenwärtig zu
sein, Weiblichkeit anzunehmen und zu genießen.Frauen in unserem Kulturraum neigen dazu, nach zuviel Kontrolle und Perfektion zu streben. Daher ist diese weibliche Haltung in der Yoga-Praxis ein
guter Ausgleich.
Weitere Informationen unter www.ashtangamunich.com
RG/UF/Fotos: mit freundlicher Genehmigung von Renate Gezzele